Hallo allerseits,
bin gerade am "arbeiten", was man aber eigentlich gar nicht so nennen kann, da es sehr ruhig ist... Daher hab ich ja auch Zeit, mich hier aufzuhalten und Beiträge zu verfassen... Ich hab eben viel Zeit bei all den Terrarienbau-Threads verbracht und dabei bemerkt, dass es hier noch gar nichts zum Thema Hypertufa zu lesen gibt. Oder hab ich s nur nicht gefunden??? Jedenfalls hab ich persönlich diese Art von Rückwandgestaltung letztes Jahr entdeckt und bin ziemlich begeistert davon. Daher dachte ich mir, dass es ja eventuell jemanden interessieren könnte, etwas darüber zu lesen.
Hypertufa ist eine Art künstlicher Tuffstein. Es wird offenbar im Gartenbau schon länger verwendet, um z.B. Brunnen oder Pflanzgefässe zu gestalten. Es bietet z.B. Moosen einen guten Haftuntergrund und bekommt mit der Zeit eine hübsche Patina, jedenfalls im Freien. Durch Beimengung von Perlit ist das Material in der Lage Wasser aufzunehmen, was im Terrarium positiv zum Klima beitragen kann. Auf meine Rückwand kann ich jedenfalls einige Liter sprühen, die darin versickern.
Man findet einiges an Rezepturen im Netz, es gibt auch Leute, die einfach Torf in Fliesenkleber mixen und das dann so nennen. Das ist aber soweit ich weiss nicht ganz korrekt. Ich habe zu gleichen Teilen (Volumen) Portlandzement, Torf und Perlit gemischt. => Ein Nachteil: Torf. Ein zu Recht umstrittenes Material... Diese Mischung hab ich in einem grossen Eimer mit Wasser angerührt, bis es in etwa die Konsistenz von Pudding hatte. In die letzte Schicht hab ich noch ziemlich grob zerrissenes Moos (so n Moosmix-Trockenwürfel zum quellen, der irgendwo noch rumlag) gegeben - man würd s nicht denken, aber diese Moosfasern sieht man in der Struktur, ich find es macht das Ganze optisch noch etwas natürlicher.
Die so entstandene Pampe wird dann auf die Rüchwand aufgebracht. Das Grundgerüst habe ich aus Styropor gebaut - 10cm starke Platten, Struktur mittels Heissluftföhn, aufgeklebte/genagelte Stücke, Bauschaum in den Lücken - das übliche. Und 2 - 3 Mal mit Fliesenkleber fett bestrichen. Der Fliesenkleber als Untergrund scheint mir wichtig, dick genug sollte die Schicht sein, da sich so das eher widerspenstige Hypertufa "ansaugen" kann. Auf das alles - unbedingt gut durchgetrocknet - kamen dann bei meinem Experiment drei, an gewissen Stellen auch vier, Schichten Hypertufa. Mit diversen Spachteln, Pinseln etc. wurde ich dabei nicht warm. Dicke Gummihandschuhe (Einmalgebrauchhandschuhe halten ca. 2 Minuten) und loskleckern.
Mir hat das viel Spass bereitet, hat mich an Kindertage erinnert: hemmunglos matschen... Ich hab jeweils eine handvoll genommen und an der Struktur des Untergrundes anmodelliert. Die Hälfte klatscht wieder runter - einsammeln und nochmal. Spricht vermutlich jetzt ganz strukturierte Sauberarbeiter eher nicht so an - mir als eher chaotisch veranlagte Bastlerin ist es aber viel sympathischer als mit Engelsgeduld stundenlang winzige Flächen bis zur Vollkommenheit zu bearbeiten. Es geht relativ schnell, bis ein Ergebnis sichtbar ist.
Zum Trocknen braucht das Ganze halt relativ lang, vor allem, weil auch jede Schicht erst ganz trocken sein sollte, ehe die nächste kommt. Schlussendlich hab ich das ganze Gebilde, nachdem wirklich alles ausgehärtet und durchgetrocknet war, mit viel Wasser mehrmals richtiggehend ausgespült. Ich bin da leider nicht so der Profi, aber ich glaube, am Anfang war es ziemlich basisch, und das mag ja meines Wissens z.B. eben das Moos nicht so gern. Ich glaube, mit der Zeit gewinnt es durch den Torf an Säure - bitte belehren, falls sich jemand da auskennt!!!
Und nun? Ich habe in meinem Terrarium eine Rück- und Seitenverkleidung, die (für mich) recht natürlich wirkt, porös ist und daher Wasser aufnimmt und kleinen Wurzeln Halt gibt, zum Klima positiv beiträgt, weil sie Wasser speichert, sehr robust ist, auch bei mechanischer Beanspruchung wie z.B. Frau-hat-Mühe-einen-Ast-anzubringen-ohne-ihn-x-Mal-gegen-die-Rückwand-zu-knallen und zu guter Letzt: mit der Wurzelbürste grob bearbeitet werden kann, ohne dass es bröckelt. Eigentlich war mein Traum, sie zu bemoosen, doch irgendwann hab ich dann bemerkt, dass meine Cheyneis die falsche Besetzung dafür sind, denn so feucht wie das Moos wohl gern hätte, möchten sie dann lieber nicht wohnen. Ich versuch das dann nochmal mit anderen Tieren, eigentlich möchte ich irgendwann in ferner Zukunft mal Theloderma corticale, vielleicht wär das schon eher das Tier, das die gleichen Bedingungen mag, wie das Moos...
So. War lang, nicht? Falls es einer bis hier geschafft hat: Gratulation! Und somit wär das Thema Hypertufa nun auch bei pure-reptiles vertreten.
Grüsse
Nadja