Unsere Unstimmigkeiten wurden aufgeklärt, so dass ich mich nicht weiter darüber äußere. Wir haben uns auf informative Beiträge geeinigt.
Vorab möchte ich auch die Besucher dieses Themas aufklären, dass ich kein Herpetologe bin. Ich bin kein Freund von in Formalin konservierter Reptilien, auch wenn es wissenschaftlich sinnvoll ist.Ich beschränke mich deshalb, wie auch viele andere Akademiker, auf die Haltung von Schlangen als Hobby. In den letzten 24 Jahren habe ich dem einen oder anderen Autor herpetologischer Beiträge oder Bücher zumindest mal die Hand geschüttelt.
Als Terra Typica von Epicrates crassus (COPE, 1862) wird Cadosa, Paraná River, Paraguay (Holotype: USNM 12413) angegeben. Die deutsche Bezeichnung “Paraguay-Regenbogenboa” leitet sich von diesem Fund ab. „Epicrates cenchria polylepis“ mit dem Terra Typica Rio Pandeiro, Minas Gerais, Brasilien (Holotyp: IBSP 9125) ist mittlerweile eine synonym für Epicrates crassus.Bei genauerer Betrachtung der Arbeit von Passos und Fernandes (2008 ) fiel mir auf, dass für diese umfangreiche Studie über die kontinentalen Epicrates-Arten keine Boas aus Paraguay untersucht wurden. Die Analysen erfolgten an Tieren, von denen Fundorte in Bolivien, Argentinien und Brasilien bekannt waren.
Die Lebensräume von Epicrates crassus sind Gras- und Savannenlandschaften in Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay. Die auf dem südamerikanischen Kontinent weiter südöstlich verbreitete Art Epicrates alvarezi bewohnt nach TRUTNAU (2002) den trockenen, niedrigen Dornbuschwald des paraguayanischen Chaco. Die Art lebt dort sympatrisch mit Boa constrictor occidentalis und Crotalus terrificus. Sie werden aber vereinzelt auch in Kulturlandschaften wie Plantagen oder in unmittelbarer Nähe von Behausungen angetroffen. Während des Tages kann die weitgehend nachtaktive Schlange auf Bäumen und Büschen angetroffen werden.
In der Literatur werden aufgrund der alten Systematik meist allgemeine Formulierungen zum Lebensraum von Epicrates cenchria - und nicht zu Epicrates crassus - angegeben. Ich gehe davon aus, dass Epicrates crassus innerhalb des Biotopes in der Nähe von Bäumen, Büschen, Nagetierbauten oder Erdspalten angetroffen werden kann. Das Aussehen dieser Art wäre prädestiniert, um sich innerhalb des Astwerks von Büschen oder Bäumen getarnt aufzuhalten. Sie könnten sich dabei auf ein Licht-Schatten-Spiel mit der Umgebung verlassen, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Es ist nur eine Vermutung und sollte überprüft werden.
Die Haltung von Epicrates crassus schätze ich relativ einfach ein. Ein großes Terrarium mit Versteck, einer Beheizung und einem großen Wasserbecken reichen als Basis aus. In einem geräumigen Terrarium hat man die Möglichkeit Temperaturgradienten und lokal, feuchtere Stellen anzubieten. Als Beleuchtung kann man eine Leuchtstoffröhre oder einen lokalen Spotstrahler anbieten. Man wird merken, dass sich die Tiere während des Tages meist in ihren Verstecken aufhalten werden. Die Beleuchtung dient primär zur Nachahmung des Tag-Nacht-Rhythmus.
Bei der Aufzucht von Jungtieren würde ich als Bodensubstrat Gartenerde (besonders Aufzuchterde) aus einer Gärtnerei oder Baumarkt verwenden, welches durch regelmäßiges Sprühen feucht gehalten wird. Jungtiere von Epicrates cenchria versteckten sich bevorzugt im feuchten Bodengrund. Bei Bodensubstraten wie Birkenholzspäne oder Einstreu von Altromin, die hygienischer wären, besteht die Gefahr, dass die Jungtiere dehydrieren oder Häutungsprobleme bekommen werden. Bei älteren Tieren kann man auf Einstreu wechseln. Es ist vielmehr eine ästhetische Frage.
Bei der Aufzucht von Epicrates cenchria und Epicrates maurus guayanensis hatten sich umgedrehte Blumentöpfe miteiner vergrößerten Öffnung bewährt. Sie sind schnell und einfach zu reinigen oder zu ersetzen. Im Gegensatz zu Korkröhren kommt man schneller an die Jungiere heran. Man kann natürlich auch flache Korkrinden verwenden. Eine eigene Nachzucht der Nicaragua-Nachtnatter (Pseudelaphe flavirufa pardalina) bevorzugte einen Blumentopf gegenüber einer Korkröhre. Nur wenn man den Blumentopf wegnahm, versteckte sich das Tier in der Korkröhre.
Bietet man mehrere Verstecke an, so wird man feststellen, dass sie sich nur in den seltensten Fällen alleine darin aufhalten werden. Mehrere Tiere teilen sich gerne ein gemeinsames Versteck. Während der Häutung halten sich andere Epicrates-Arten wie Epicrates cenchria oder Epicrates maurus guayanensis bevorzugt im Wasserbecken auf.
Als Futter biete ich erwachsenen Epicrates adulte Mäuse, mittelgroße Ratten und semiadulte oder adulte Vielzitzenmäuse an. Manche Tiere bevorzugen eher Mäuse bzw. Vielzitzenmäuse. Andere Tiere sind dagegen nicht wählerisch. Bei einer Fütterung werden mehrere Futtertiere angenommen. Die Epicrates cenchria würden auch eine erwachsene Ratte fressen. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Tiere kotzen, so dass ich dies mittlerweile bleiben lasse.