Hi,
Aber es stammen doch nicht alle aus A1.
Nummer 7 kommt doch aus dem Gebiet A.
Hmm, da hast Du natürlich Recht
Nennen wir es innerartliche Variabilität oder das Auftreten einer Gradationszone, als einer Zone wo sich beide Populationen treffen. Da das die "GEGEND_A" ja recht groß ist, könnte die Probe Nr. 7 doch aus der Nähe der "GEGEND_A1" stammen, oder?
Was ja auch Sinn machen würde, wenn das Gebiet A1 andere klimatische und geographische Verhältnisse hat, als das Gebiet A.Demnach könnten die Tiere aus Gebiet A1 ja auch andere Anpassungen an ihren Lebensraum genommen haben als die Tiere aus Gebiet A
und sich so mit der Zeit anders entwickelt haben.
Jepp, oder sowas ist auch möglich!
Das dass Gebiet B an sich zu klein und homogen ist um eine genetische Divergenz herzuführen
Wir reden ja gerade eben nicht von einer genetischen Divergenz, sondern von äußerlichen, also morphologischen Merkmalen. Das sich zwei genetisch sehr ähnliche Populationen, die sich jedoch morphologisch voneinander unterscheiden auftreten kann verschiedene Ursachen haben:
- Es besteht kaum ein Selektionsdruck, so dass eine genetische Veränderung oder adaptive Prozesse nicht unbedingt vermuten muß.
- Da wir in diesem sehr kleinen Beispiel ja nur Dorsal, Ventral und Subcaudalschuppen enthalten haben, können auch andere Faktoren eine Rolle für die morphologische Veränderung ausschlaggebend gewesen sein: Die Ventralschuppen sind, abgesehen von gewissen Anomalien, ja direkt mit den Wirbeln verbunden, also ist die Anzahl der Ventralschuppen gleich der Anzahl an Wirbeln. Mehr Ventralschuppen heißt mehr Wirbel, und damit eine bessere Fortbewegung, was letztendlich zu einer höheren Fittness führt und nach Darwin somit solche Individuen begünstigt. Größere Individuen haben auch häufiger mehr Wirbel und damit mehr Ventralia. Größere Individuen können in z.B. kühleren Gegenden oder in Höhenlagen vor, da größere Körper weniger Probleme damit haben zu thermoregulieren.
Was die Größe der Gebiete angeht, so wissen wir ja nicht, wie groß das Gebiet ist. Es ist fiktiv und es ist kein Maßstab angegeben. "GEGEND_A" könnte z.B. China sein und "GEGEND_A1" Vietnam, während "GEGEND_2" evtl. Nepal sein könnte.
-> Population B identisch mit der "Ursprungspopulation" vor Entstehung der Gebirgskette sein muss !?
Im Gegenzug das Gebiet A und A1 anhand der Größe der zu besiedelneden Fläche und der eigentlichen Habitats-Unterschiede bessere Grundgegebenheiten zur Bildung einer möglichen "Unterart" bieten.
Eben, deshalb hatte ich das Beispiel auch so gewählt. Es zeigt nämlich, dass nicht immer eine geographische Barriere, also ein breiter Fluss oder ein Gebirge zwingend zu einer divergenten Population führen muss. Ökologische Faktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Dicht bewaldete Gebiete etwa lassen kaum Sonnenstrahlen zur Thermoregulation durch, während offene Graslandschaft dieses tut. Höhere bevorzugte Körpertemperaturen bedeuten in der Regel schnellere Verdauung, optimale Funktion des Organismus (Enyzmaktivität, Hormonausschüttung, etc.), so dass das Tier schneller wieder fressen kann, also in einer Zeiteinheit gegenüber anderen Populationen mehr Nahrung zu sich nehmen und damit größer werden kann. Nach Darwin erhöht das wiederum die Fitness und bietet damit einen evolutionären Vorteil. Wie bereits erwähnt, oft gibt es kaum Veranlassungen sich anzupassen (kein oder nur sehr geringer Selektionsdruck), da z.B. die Prädatoren in der GEGEND_B fehlen (vielleicht weil diese es nicht über die Gebirgskette geschafft haben). Zwar ist die GEGEND_B-Population allopatrisch, also eine isolierte Population, was sie nach gewissen Artkonzepten durchaus dazu berechtigen würde als eigene Art aufgestellt zu werden (da keinerlei Genfluss mit anderen Populationen sowie faktisch eine reproduktive Isolation herrscht),
aber wenn sie sich weder genetisch noch morphologisch deutlich von anderen Popualtionen unterscheidet, macht sich der Wissenschaftler eher lächerlich. Wäre diese GEGEND_B-Population allerdings morphologisch sehr ähnlich der von GEGEND_A, aber dafür genetisch distinkt, hätten wir den Fall einer kryptischen Art. Das ist das gleiche wie bei
Morelia viridis und
Morelia azurea. Morphologisch sind beide kaum zu unterscheiden, genetisch aber deutlich!
Aber müssten bei so einer Analyse nicht exakt dieselbe Anzahl von Tieren aus allen 3 Gebieten untersucht werden ?
Das ist sicherlich kein Muß, sondern eher ein Idealfall. Oftmals hat man aber nicht die Möglichkeit von überall gleichviele Tiere zu untersuchen. Der verwendeten multivariaten Methode ist das auch herzlich egal, denn sie schaut nach Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen allen Proben, ohne zu wissen woher sie stammen. Aber ja, je mehr Proben man von jedem Gebiet hat, desto genauer kann die Analyse letztendlich ausgewertet werden.
Interessant jedoch, dass hier einige offenbar schon mit Wissen aufwarten oder einfach den gesunden Menschenverstand einsetzen. Das erleichtert die Arbeit ungemein!
Vielleicht sollten wir uns mal mit realen Papers auseinander setzen. Hier mal ein paar Beispiele. Diese Arbeiten basieren auf multivariate Methoden. Man nennt solche Analysen morphometrische Analysen:
WÜSTER, W., YRAUSQUIN, J.L., AND MIJARES-URRUTIA, A. 2001. A NEW SPECIES OF INDIGO SNAKE FROM NORTH-WESTERN VENEZUELA (SERPENTES: COLUBRIDAE: DRYMARCHON). HERPETOLOGICAL JOURNAL, Vol. 11, pp. 157-165
Henderson, R.W., Passos, P., and Feitosa, D. 2009. Geographic Variation in the Emerald Treeboa,Corallus caninus (Squamata: Boidae). Copeia 2009, No. 3, 572–582
Schleip, W.D. 2008. Revision of the Genus Leiopython Hubrecht 1879 (Serpentes: Pythonidae) with the Redescription of Taxa Recently Described by Hoser (2000) and the Description of New Species. Journal of Herpetology 42(4):645–667.
In einem weiteren Teil, werde ich dann mal auf die Verfahren und die Methoden jeder der Arbeiten etwas detailierter eingehen, damit klar wird, was da gemacht wurde und wie. Aber nicht mehr heute