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1

Mittwoch, 7. Oktober 2015, 22:49

Behandlung von WF-Tieren

Hallo,

mich würde interessieren, wie ihr WF behandelt, wenn sie frisch in euren Bestand kommen.
Gebt ihr prophylaktisch Medikamente? Wenn ja,welche?
Wie sind eure Becken für frische WF eingerichtet?

Robert B.

Meister

Beiträge: 321

Wohnort: Berlin

Beruf: Vertriebsberater

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2

Mittwoch, 7. Oktober 2015, 22:56

Hallo,

-bei adulten Boidae prophylaktisch Cleankill (nicht nur bei WF, bei allen)
-2x Kotprobe einschicken und nach Befund handeln
-Zeitungspapier, Klettermöglichkeiten und Wassernapf für Zeitraum von o.g. 2 Kotproben

Um welche Tierart geht es dir speziell? Pauschal ist das nicht für jedes Tier zu sagen.
Mit besten Grüßen aus Berlin
Robert B.

steven-k

Meister

Beiträge: 341

Wohnort: Bonn/Koblenz

Beruf: M.o.S. Biotechnologie, molek. Physiologie

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3

Donnerstag, 8. Oktober 2015, 01:52

Hallo,

als erstes achte ich bei WF Tieren in der Quarantäne auf Ektoparasiten, da sich diese prinzipiell am leichtesten ausbreiten können (besonders im Fall von MIlben) und behandle dies gegebenenfalls. Besonders bei WF Tieren, die sich schon lange in Gefangenschaft befinden besteht hier aber oft kein Bedarf mehr. Kontrolliert wird natürlich dennoch, wie bei jedem CB Tier auch. Prophylaktisch würde ich nur bei unsensiblen Arten handeln... da ist mehr die Frage um welche Tiere es eigentlch geht.

Von prophylaktischen Medikamenten/Antibiotika-Gaben ohne dringende Notwendigkeit die sich durch Kot-Untersuchungen ergab, halte ich persönlich überhaupt nichts.
Das natürliche Mikrobiom (Bakterien"flora") der Schlange wird dadurch stark geschädigt, was dann besonders im Darm eine starke sekundäre Besiedlung mit Pathogenen fördern kann, da das Antibiotikum diesen erst Platz auf der Darmoberfläche verschafft... Neben prinzipiellen Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten, die Antibiotika/Medikamente oft verursachen, ist ein weiterer kritischer Punkt, dass diese die Leber zumeist stark belasten, da sie hier abgebaut werden. Die Leber wiederum ist besonders bei frischen, dehydrierten Wildfängen ohnehin bereits geschwächt. Zudem ist bei Wechselwarmen längst nicht so viel über die Verstoffwechslung der Medikamente bekannt wie bei Warmblütern. Nicht umsonst sind Antibiotika oft der Gnadenstoß für frisch importierte WF/"FZ".

Hier in jedem Fall nur gut abgewägt (Nutzen/Schaden) nach Befund agieren, mit möglichst spezifischen Antibiotika/Medikamenten. Nicht nur in der Humanmedizin werden Antibiotika viel zu schnell und unbedarft gezückt.

Wenn äußere Wunden bestehen, Desinfektion z.B. mit Octenisept Spray/Lösung (wird z.B. auch nach gestochenen Tattoowierungen/Piercings verwendet). Das eignet sich auch für Schleimhäute und hat eine recht lang anhaltende Desinfektionswirkung. Im folgenden nutzte ich bisher Zink- und Bepanthen-Salbe zur weiteren Behandlung mit gutem Erfolg.

Wie die Unterbringung aussehen sollte, hängt wieder sehr davon ab, was man da hält. Bei unempfindlichen Tieren so steril und zweckmäßig wie möglich. Lassen sich unter den Bedingungen allerdings nicht die spezifischen Ansprüche der Art, z.B. in Bezug auf Klima oder Lebensweiße erfüllen, müssen gegebenfalls Kompromisse eingegangen werden, soll/muss das Tier so längere Zeit untergebracht werden. Denn wenn Quarantäne suboptimale Haltung bedeutet, wird dies die Gesundheit langfristig nicht fördern. Das ist also allgemein kaum zu beantworten.


Ansonsten eben besonders steril arbeiten mit dem Tier. Händedesinfektion und Utensiliendesinfektion sollten aber ohnehin Standard sein nach jedem Kontakt mit Tieren/Behältern/Terrarien. Auch bei WF Tieren, die schon seit etlichen Jahren in Terrarien sitzen achte ich penibelst darauf alle Utensilien gründlich zu desinfizieren bevor ich damit in Kontakt mit anderen Tieren komme (z.B. Schlangenhaken/Pinzetten etc.). Ich komme hier Fachbedingt an äußerst wirksame Mittel, aber auch viele andere leicht erhältliche wie Sterilium (wird auch in vielen Laboren gern standardmäßig verwendet) und Desinfetionsmittel auf einfacher Ethanolbasis sind sehr wirksam.


VG, Steven

"Gift in den Händen eines Weisen ist ein Heilmittel, ein Heilmittel in den Händen des Toren ist Gift." - Giacomo Casanova

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »steven-k« (8. Oktober 2015, 01:59)


4

Donnerstag, 8. Oktober 2015, 09:08

Neben prinzipiellen Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten, die Antibiotika/Medikamente oft verursachen, ist ein weiterer kritischer Punkt, dass diese die Leber zumeist stark belasten, da sie hier abgebaut werden. Die Leber wiederum ist besonders bei frischen, dehydrierten Wildfängen ohnehin bereits geschwächt. Zudem ist bei Wechselwarmen längst nicht so viel über die Verstoffwechslung der Medikamente bekannt wie bei Warmblütern. Nicht umsonst sind Antibiotika oft der Gnadenstoß für frisch importierte WF/"FZ".

Auch erwähnen sollte man das die Nieren ebenfalls bei vielen Medikamenten übel betroffen werden können. Und da diese Tiere fast alle dehydriert sind wäre ich damit sehr vorsichtig.
Alles andere hat Steven ja wunderbar erklärt. :thumbup:

5

Donnerstag, 8. Oktober 2015, 18:33

Hallo,

danke schonmal für die Antworten, besonders Steven für die sehr ausführliche.

Wie werden denn Milben am besten behandelt am Tier und mit welchem Mittel?
In welchem Abstand behandelt man dann die Schlangen.

Gibt es besondere bzw häufige Probleme mit importieren Tieren aus Indonesien?

6

Freitag, 9. Oktober 2015, 20:44

Hallo
Ich denke das WF aus Indonesien die selben Probleme machen (oder auch nicht) wie alle WF aus dem asiatischen Raum .
Wie ich WF behandele kommt erstmal ganz auf deren optischen Zustand an. Von
Tieren deren Körperbau eher dreieckig ist obwohl er rund sein sollte
lasse ich wenn möglich ganz die Finger . Füttern tue ich erstmal recht
vorsichtig und auch eher mit "zu kleinen" Futtertieren ,ich habe leider
schon erfahren müßen das WF Tiere nach einer zu deftigen ersten Mahlzeit
verstarben .Auch mit der gabe von Trinkwasser bin ich erstmal etwas zurückhaltender und ziehe da lieber ein kräftiges einsprühen des Terrariums mit lauwarmen Wasser vor.Bei Tieren die schon recht mager und "abgerockt" aussehen
gebe ich etwas Bird Bene Bac um die Magen und Darmflora wieder anzukurbeln . Auch nach einer Behandlung gegen "Innenparasiten" hat sich dieses Mittel bewährt um dem behandelten Tier wieder schneller "auf die Beine"oder Schuppen zu helfen.
Bei der Einrichtung des Terrariums bin ich da schon eher etwas "rustikal" und gebe grabenden Tieren auch einen entsprechenden hohen Bodengrund bzw. kletternden Tieren verindete Äste und Korkröhren zum verstecken . Ansonsten lasse ich die Tiere einfach in Ruhe und beschränke mich in den ersten Tagen/Wochen auf füttern und Wasser geben und einer dabei gleichzeitig stattfindende "Geruchsprobe" ob das Tier noch lebt,wenn ich es schon länger nicht mehr gesehen habe.
Gruß
Hans

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