@
caycaulker
Du gehst dann sogar noch etwas weiter - wo mich auch mal etwas mehr dazu interessieren würde...
Tja, das kam eigentlich ganz unverhofft. Eigentlich wollte ich über Weisslippenpythons ein kleines Buch schreiben. Schon bei dem allgemeinen Teil fiel mir auf, dass es in dieser Gattung noch ziemliches Durcheinander gibt und eigentlich nichts brauchbares je untersucht wurde. Also habe ich mal laienhaft angefangen und dabei soviel gelernt und viel Spaß gehabt, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Ab in die USA, diverse Museen besucht, deren Material untersucht, nette Leute kennengelernt, noch mehr gelernt und und und...Tja, irgendwann hatte ich dann genug Material um es zu publizieren. Das tat ich dann auch... Und nun ist eine Sucht draus geworden
Aber mal im Ernst, es sind wie gesagt nicht die (neuen) Namen die interessant sind, sondern was hinter dem Namen steckt. Also die Gründe wieso etwas umgruppiert wurde oder wieso eine neue Unter-(Art) beschrieben wurde. In einer sauberen Arbeit erfährt man eine ganze Menge neue interessante Dinge. Der Name selbst ist letztendlich nur Beiwerk...Ich habe mich ja auch schwer getan, den Viechern einen ordentlichen Namen zu geben...
Nehmen wir aber mal
Morelia viridis und
Morelia azurea. Auf den ersten Blick sind beides erstmal nur Namen. Auf den zweiten Blick lernt man, dass beide voneinander genetisch deutlich unterscheidbar sind. Das setzt voraus, dass sie schon lange voneinander getrennt gewesen sein müssen, also kein Genfluss hatten. Wieso das? Wegen der Gebirgskette und weil die Landbrücken zwischen Queensland und Neuguinea nun wieder mit Wasser bedeckt sind. Während einer Eiszeit waren diese aber trocken, so dass die Tiere wandern konnten...Weiter erfahren wir, dass Tiere aus Queensland, der Inseln der Torres Strasse, Aru, Merauke, Port Moresby und Timika genetisch sehr nahe beieinander liegen. Aru ist doch eine Insel weit weg von anderen Gebieten, wie kommen die also dort hin? Die Lösung ist ebenfalls in der Vergangenheit zu finden. Auch die Ausbreitung über ihr Verbreitungsgebiet ist nicht uninteressant. Das gleiche gilt dann natürlich auch für
Morelia azurea.
Ich habe in meiner
Leiopython-Arbeit sogar noch ökologische-, klimatische- und topographsche Gegebenheiten mit untersucht und so erfährt der Interessierte auch etwas mehr über die Lebensgewohnheiten dieser Tiere. Wie gesagt, hinter den Namen stehen Hypothesen, die auf Fakten basieren. Ob man nun die richtigen Schlussfolgerungen aus den Fakten gezogen hat oder nicht, werden weitere Untersuchungen zeigen müssen. Allerdings halte ich selber nichts von solchen Arbeiten, die nur auf DNA-Analysen basieren, ohne die Morphologie oder Ökologie zu betrachten. Man könnte solche Arbeiten machen ohne jemals ein Tier gesehen zu haben und letztendlich ist die genetische Divergenz ja für einen Terrarianer eher etwas abstraktes. Da ist die Beschuppung etc. schon konkreter und offensichtlicher. Rawlings und Donnellan (2003) und Rawlings et al. (200
sind Wissenschaftler und keine Halter von
M. viridis. Sie wissen wohl nichts von unterschiedlichen Jungtierfärbungen, verschiedener Schwanzlänge etc. was ich hier so aus Diskussionen aufgeschnappt habe. Mit solchen Informationen könnte man aus einer kryptischen Art durchaus eine "richtige" Art machen, wenn man genügend Exemplare gesehen hat. Das wäre eine große Bereicherung für die Pythonliteratur...