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caycaulker

unregistriert

1

Sonntag, 12. September 2010, 18:49

Taxonomie: Für Otto-Normal-Terrarianer überhaupt relevant?

Guten Tag Gemeinde,
mich würden an dieser Stelle mal die Begründungen von euch interessieren, warum eurer Meinung nach die Taxononmie für einen normalen Terrarianer so relvant ist. Hier gibt es ja mehrere, die wohl die sog Papers sogar sammeln bzw schon mehrere dieser auf dem Rechner haben... Würde mich freuen, wenn ich mal von euch zu hören bekomme was denn für euch so interessant an diesen Papers ist und vorallem was es euch bisher schon aus terraristischer Sicht bisher gebracht hat diese zu lesen. Auf was schaut ihr in diesen Papers genau? Was ist dran an dieser Sache...

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »caycaulker« (12. September 2010, 18:56)


2

Sonntag, 12. September 2010, 19:21

Ich persöhnlich versuche einfach alles zu sammeln was über Tiere geschrieben ist, die ich halte oder die mich interessieren.
Ich nehme mir zwar immer vor auch alles zu lesen, aber zeitlich haut das nicht immer hin.

(Brauche bei meinem Schulenglisch halt auch immer Zeit sowas zu lesen UND zu verstehen(wenn überhaupt))

Was mich dazu bringt solche Papers zu sammeln?
Ich will über die Pfleglinge, die mich interessieren einfach alles wissen was ich kriegen kann.

Bisher hat es mir für meine Haltung nichts gebracht.
Aber das Interesse an den Tieren ist halt da und demnach möchte ich dann auch mein Wissen "erweitern" und versuche mich da durchzuquälen.

Abgesehen davon ist ein neuer Artstatus (bei Tieren die einem interessieren) ja auch immer interessant!

pat-angkor

Moderator

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3

Sonntag, 12. September 2010, 20:56

Hi,

persönlich habe ich noch keine Infos aus den Papers in meine Haltung wirklich eingebracht. (Ok, bei Boa c. imperator auch nicht zwingend notwendig, bei der verfügbaren Literatur.)

Aber bei anderen Arten kann sowas durauch sehr hilfreich sein. Wobei ich persönlich sagen würde, dass ich nicht sosehr auf die Taxonomie, sondern eher auf Ökologie, Habitat, etc achte.
Als Beispiel kann man hier untersuchte Mageninhalte oder Ortsangaben von gefundenen Tieren nennen. Somit lässt sich etwas über die Ernährung und Haltungsbedingungen sagen, sofern nicht schon bekannt.
Und wie Rene schon sagte, manche sind einfach interessant zu lesen. --> z.B. Infomaterial über gefährdete Arten und deren "Rettungspläne".


Viele Grüße
patrick

4

Sonntag, 12. September 2010, 21:51


Aber bei anderen Arten kann sowas durauch sehr hilfreich sein. Wobei ich persönlich sagen würde, dass ich nicht sosehr auf die Taxonomie, sondern eher auf Ökologie, Habitat, etc achte.
Als Beispiel kann man hier untersuchte Mageninhalte oder Ortsangaben von gefundenen Tieren nennen. Somit lässt sich etwas über die Ernährung und Haltungsbedingungen sagen, sofern nicht schon bekannt.


Hey!
Genau so halte ich es auch. Für mich ist das alles super interessant und ich sauge das auf wie ein Schwamm. Aber wirklichen terraristischen Nutzen hat das ganze nicht wirklich, ausser das man die emfpohlenen Haltungsbedingungen besser nachvollziehen und ggf. korrigieren kann.

Für den Ottonormalterrarianer der nur eine Bartagame hält ist das natürlich alles irrelevant ... aber für Leute die etwas tiefer in die Materie einsteigen (wollen) ist das durchaus relevant.

mfg

ThorstenG

unregistriert

5

Sonntag, 12. September 2010, 22:37

Hi!

der ganze Kram ist eher lästig. Man muss sich ständig neue Namen merken... :D

Für die praktische Terraristik völlig unbedeutend, da überall im Netz passende Klimakarten verfügbar.

Ist dem Netzpython auch relativ egal, ob er nun Broghammerus oder Python heisst.

Die Neuordnungen bei der ehemals umfangreichen Elaphe-Gattung mögen ja wissenschaftlich sinnvoll sein, aber das Aussprechen der neuen Gattungnamen ist echt ein Krampf. :D

6

Montag, 13. September 2010, 07:42

Tja, die Frage ob Taxonomie für den Otto-Normal-Terrarianer interessant ist, ist selber schon interessant! Denn, was ist ein Otto-Normal Terrarianer? Ist das etwa jemand, der irgendwelche Tiere in einem Behälter hält und halbwegs versucht sie am Leben zu halten? Ist es vielleicht jemand der weiß, was er das für Tiere im Terrarium hat, also sagen kann: Das ist eine Boa constrictor oder eine Eunectes oder sonstwas? Was ist also das Ziel des Otto-Normal-Terrarianers?

Taxonomie ist auch nicht ein neuer Name (das ist Nomenklatur) sondern neue Erkenntnisse über ein Taxon, also einer Art, Gattung etc.
Wie hier bereits schon gesagt wurde, wenn ich ein gewisses Tier pflege, möchte ich auch so viele Infos über das Tier haben wie möglich. Seien es ökologische Daten, die mir helfen das Terrarium richtig einzurichten, klimatische Daten um die Haltungsbedingungen zu optimieren oder genetische Daten, die mit anderen verglichen wurden um festzustellen, wer mit wem verwandt ist. Wenn mich alles das nicht interessiert, dann ist Taxonomie für mich auch nicht relevant, stimmt.

Was würden aber die Reinrassigkeits-Fanatiker ohne Taxonomie zu? Sie könnten nicht einmal sagen, ob ihre Tiere reinrassig sind, denn sowas wie reinrassig gibt es eigentlich garnicht! Reinrassigkeit ist ein Synonm für lokalformenspezifische Auswahlzucht. Und wenn nun sämtliche Boas in der Gattung Boa nun nur noch eine Art Boa constrictor

darstellen, könnte man nur noch argumentieren: Meine Boa constrictor kommt aus Surinam.

Die Einteilung in eine andere Gattung ist durchaus interessant, da sie neue Verwandschaftsverhältnisse aufzeigt. Wenn wir bis 2008 davon ausgegangen sind, dass der Netzpython und der Timorpython mit Python regius und Python molurus nahe verwandt sind, so wissen wir heute, dass die beiden erstgenannten viel mehr mit Liasis und Morelia verwandt sind als mit Python. Das impliziert dann auch noch eine Änderung der Biogeographie, also der Art und Weise und der Wege wie sich die Pythons insgesamt verbreitet haben, was für die Lokalformen-Halter und Züchter vielleicht nicht uninteressant ist.
Es ist also mehr als nur ein Name, denn der Name steht für bestimmte neue Erkenntnisse!

Klar, es gibt natürlich dann auch Arbeiten, wie etwas die sämtlichen Werke von Hoser oder auch die Boa-Arbeit, die kürzlich erschien, die eher zweifelhaft sind. Diese Arbeiten basieren entweder auf frei erfundenen Sachen und der Autor hat nichts dazu getan oder aber auf zweifelhaftes Material und Methoden. Im Falle der Umgruppierung von Elaphe zu Pantherophis, und später nach Pitouphis und wieder zurück zu Pantherophis ist die Sache etwas komplexer. Es wäre zu kostspielig und würde zu lange dauern, sämtliche Nattern auf einmal zu untersuchen, daher geschieht das schrittweise.

Kurz und gut: Ja, auch der Otto-Normal Terrarianer kann aus taxonomischen Arbeiten etwas über seine Tiere lernen, wenn er es denn will!

caycaulker

unregistriert

7

Montag, 13. September 2010, 08:14

Tja, die Frage ob Taxonomie für den Otto-Normal-Terrarianer interessant ist, ist selber schon interessant! Denn, was ist ein Otto-Normal Terrarianer? Ist das etwa jemand, der irgendwelche Tiere in einem Behälter hält und halbwegs versucht sie am Leben zu halten? Ist es vielleicht jemand der weiß, was er das für Tiere im Terrarium hat, also sagen kann: Das ist eine Boa constrictor oder eine Eunectes oder sonstwas? Was ist also das Ziel des Otto-Normal-Terrarianers?

Hi Wulf,
nehmen wir als Antwort auf diese Fragen einfach mal den durchschnitt der User in diesem Forum - so wie du sie kennst/einschätzt. Oder sind wir keine Otto-Normal-Terrarianer mehr? Dann bitte ich um Verzeihung. :D Vielen Dank für dein Posting - ich hab mir schon gedacht, dass da was kommt. ;) Ich möchte hier noch anmerken, dass ich Taxonomie auf keinen Fall irrelevant finde - und hier interessieren mich nun düe Gründe der anderen User, warum sie sich persönlich näher mit dieser Materie beschäftigen. Du gehst dann sogar noch etwas weiter - wo mich auch mal etwas mehr dazu interessieren würde...

@All:
Ich hab mir schon gedacht, dass soetwas Ähnliches hier gepostet wird. Interessant finde ich das ganze auch. Aber so einen wirkllichen Nutzen, nachdem ich sagen kann okay das hätte ich nun noch nicht gewusst ohne dieses Paper, hab ich bisher größtenteils noch nicht gehabt... Für mich ist es also eine interessante Beilage zu den vielen anderen Informationsquellen. Und bei euch? Bisher würde ich da sagen: Ja, bei euch ist das eigentlich auch so!

Auch euch Danke für die bisherige Teilnahme an diesem Thread. ;)

8

Montag, 13. September 2010, 09:54

Nein braucht man nicht, abeeeeeeer

Auch wenn meine Erklärung etwas vom Thema abweicht möchte ich meine Ansicht kurz erklären.
Ich finde es erschreckend wenn man sich in der New Age Terraristik etwas umsieht.
Die meisten Züchter (gibt natürlich Ausnahmen) können einem den Mendel bis in die Unterhose aufzählen, sind aber nicht in der Lage die wichtigsten Basics zu erklären.
Ok, Temperatur und Luftfeuchtigkeit bekommen sie noch hin, aber dann wird es eng. (ist natürlich überspitzt).
Wenn man sie dann fragt (habe ich alles erlebt) was bedeutet F1, Herpetologie oder was ist eine Nasale oder Loreale, und keine dieser Fragen wird beantwortet fange ich das Grübeln an.
Highlite diesbezüglich war eine Frage von mir an einen Jaguarzüchter auf einer Börse. Ich fragte ihn ob in dieser Verpaarung ein mcdowelli mitgespielt hat.
Seine Antwort: Ein was? :dash:

Natürlich finde ich nicht alle Erklärungen in diesen paper, aber für mich ist es eine Möglichkeit mein Wissen über diese Tiere zu erweitern.
Ok die Basics sollte man sich wo anders holen. :D
Der Rest wurde oben ja schon richtig erklärt.

caycaulker

unregistriert

9

Montag, 13. September 2010, 13:24

Highlite diesbezüglich war eine Frage von mir an einen Jaguarzüchter auf einer Börse. Ich fragte ihn ob in dieser Verpaarung ein mcdowelli mitgespielt hat.
Seine Antwort: Ein was? :dash:

:rofl: Nein oder?

10

Montag, 13. September 2010, 18:58

@caycaulker

Zitat

Du gehst dann sogar noch etwas weiter - wo mich auch mal etwas mehr dazu interessieren würde...


Tja, das kam eigentlich ganz unverhofft. Eigentlich wollte ich über Weisslippenpythons ein kleines Buch schreiben. Schon bei dem allgemeinen Teil fiel mir auf, dass es in dieser Gattung noch ziemliches Durcheinander gibt und eigentlich nichts brauchbares je untersucht wurde. Also habe ich mal laienhaft angefangen und dabei soviel gelernt und viel Spaß gehabt, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Ab in die USA, diverse Museen besucht, deren Material untersucht, nette Leute kennengelernt, noch mehr gelernt und und und...Tja, irgendwann hatte ich dann genug Material um es zu publizieren. Das tat ich dann auch... Und nun ist eine Sucht draus geworden :rolleyes:

Aber mal im Ernst, es sind wie gesagt nicht die (neuen) Namen die interessant sind, sondern was hinter dem Namen steckt. Also die Gründe wieso etwas umgruppiert wurde oder wieso eine neue Unter-(Art) beschrieben wurde. In einer sauberen Arbeit erfährt man eine ganze Menge neue interessante Dinge. Der Name selbst ist letztendlich nur Beiwerk...Ich habe mich ja auch schwer getan, den Viechern einen ordentlichen Namen zu geben...

Nehmen wir aber mal Morelia viridis und Morelia azurea. Auf den ersten Blick sind beides erstmal nur Namen. Auf den zweiten Blick lernt man, dass beide voneinander genetisch deutlich unterscheidbar sind. Das setzt voraus, dass sie schon lange voneinander getrennt gewesen sein müssen, also kein Genfluss hatten. Wieso das? Wegen der Gebirgskette und weil die Landbrücken zwischen Queensland und Neuguinea nun wieder mit Wasser bedeckt sind. Während einer Eiszeit waren diese aber trocken, so dass die Tiere wandern konnten...Weiter erfahren wir, dass Tiere aus Queensland, der Inseln der Torres Strasse, Aru, Merauke, Port Moresby und Timika genetisch sehr nahe beieinander liegen. Aru ist doch eine Insel weit weg von anderen Gebieten, wie kommen die also dort hin? Die Lösung ist ebenfalls in der Vergangenheit zu finden. Auch die Ausbreitung über ihr Verbreitungsgebiet ist nicht uninteressant. Das gleiche gilt dann natürlich auch für Morelia azurea.

Ich habe in meiner Leiopython-Arbeit sogar noch ökologische-, klimatische- und topographsche Gegebenheiten mit untersucht und so erfährt der Interessierte auch etwas mehr über die Lebensgewohnheiten dieser Tiere. Wie gesagt, hinter den Namen stehen Hypothesen, die auf Fakten basieren. Ob man nun die richtigen Schlussfolgerungen aus den Fakten gezogen hat oder nicht, werden weitere Untersuchungen zeigen müssen. Allerdings halte ich selber nichts von solchen Arbeiten, die nur auf DNA-Analysen basieren, ohne die Morphologie oder Ökologie zu betrachten. Man könnte solche Arbeiten machen ohne jemals ein Tier gesehen zu haben und letztendlich ist die genetische Divergenz ja für einen Terrarianer eher etwas abstraktes. Da ist die Beschuppung etc. schon konkreter und offensichtlicher. Rawlings und Donnellan (2003) und Rawlings et al. (2008) sind Wissenschaftler und keine Halter von M. viridis. Sie wissen wohl nichts von unterschiedlichen Jungtierfärbungen, verschiedener Schwanzlänge etc. was ich hier so aus Diskussionen aufgeschnappt habe. Mit solchen Informationen könnte man aus einer kryptischen Art durchaus eine "richtige" Art machen, wenn man genügend Exemplare gesehen hat. Das wäre eine große Bereicherung für die Pythonliteratur...

caycaulker

unregistriert

11

Dienstag, 14. September 2010, 13:38

Krass. Thx. Ist echt interessant, aber nimmt das nicht auch sehr viel Zeit in Anspruch?

12

Dienstag, 14. September 2010, 16:08

Zitat

Ist echt interessant, aber nimmt das nicht auch sehr viel Zeit in Anspruch?


ja, aber es ist ein Hobby und ich mache es gerne. Außerdem wird man mit jeder Publikation schneller und besser... :D

caycaulker

unregistriert

13

Dienstag, 14. September 2010, 16:12

Das ist also ein Hobby im Hobby!? :thumbsup: ;) Für R.H. wirst du immer schlechter... :rofl:

14

Dienstag, 14. September 2010, 18:15

Zitat

Das ist also ein Hobby im Hobby!? :thumbsup: ;)


Nein, das Hobby heißt nicht Terraristik sondern Herpetologie. Allerdings halte ich auch noch zusätzlich Schlangen :rolleyes:

Zitat

Für R.H. wirst du immer schlechter... :rofl:


Weiß nicht was Du meinst, und who the f*** ist R.H.? Die nächsten Publikationen werden ihn bestimmt zum platzen bringen :rofl:

Aber in diesem Zusammenhang mal was interessantes: http://en.wikipedia.org/wiki/Hoser :D Die Canadier haben verstanden!